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Die Zeilen die hier folgen, habe ich in der Nacht niedergeschrieben, nachdem Aica gestorben ist. Jemand der auch ein Tier hat, welches er liebt, wird mich vielleicht eher verstehen können, als jemand der nicht nachempfinden kann, wie sehr man sein Tier lieben kann. Leute die eine Hunde-Webseite besuchen, sind wohl eher Leute die's verstehen. Aber wie auch immer, nicht jeder möchte so etwas lesen, also warne ich vor, daß ich den Tod meines Boxermädels hier sehr detailliert beschrieben habe. Ich mußte es genauso schreiben, um die allerkleinste Erinnerung festzuhalten und es so aufzuschreiben, hat mir damals sehr geholfen. Ich lese es heute immer noch, immer wieder mal. An viele Kleinigkeiten könnte ich mich jetzt, Jahre später, so nicht mehr erinnern. Vieles mag unwichtig, vielleicht sogar überzogen klingen, einiges vielleicht albern. Aber so mußte ich es schreiben. Ich möchte mich genau daran erinnern können, weil es mir Aica irgendwie nahe bringt. Ich hab' sie noch immer so sehr im Herzen. Längst hat da auch Mandy, mein jetziges Boxermädel ihren Platz, die auch nicht mehr die Jüngste ist und ich fürchte mich heute schon vor dem Tag, der hoffentlich noch in weiter Ferne liegt. Ich bin inzwischen Mama geworden und hab' einen kleinen Jungen, der mein größtes Glück ist. Aber trotzdem liebe ich Aica immer noch und vermisse sie. Auch Leute, die mich noch nicht so lange kennen, wissen daß es sie gab, weil ich über sie rede, sie immer noch eine Rolle für mich spielt. Ein bißchen mein Kind, meine beste Freundin, meine Lebensgefährtin für neun Jahre und selbst wenn die ganze Welt mich für bekloppt erklärt - meine Seelenverwandte.

 

 

21. Juli 2002:

Ich hoffe wir werden uns irgendwann, irgendwo wiedersehen! In einer besseren Welt, in der wir uns nie mehr trennen müßen und in der es keine Sorgen, keine Schmerzen und keine Krankheit gibt.

 

Du bist tot. Du bist in meinen Armen gestorben und ich konnte Dir nicht mehr helfen.

Am Freitag saß ich am Computer, bin aufgestanden, um nach Dir zu sehen und da lagst Du auf meinem Bett und guckst mich an. Du weißt, daß Du da nicht drauf sollst und normalerweise machst Du das höchstens während meiner Abwesenheit. Die vergangen Tage lagst Du nachts mal auf der Couch, aber ich hab' nicht geschimpft. In Deinem Korb hast Du nachts kaum mehr geschlafen. Meistens auf dem Boden.

Nachdem ich gesagt habe: "Hey, spinnst Du, nicht auf's Bett, Aica!" bist Du vom Bett runter. Danach konntest Du nicht mehr richtig laufen, das wollte ich nicht! Wie sehr hab' ich diese harschen Worte bereut!

 Als ich mit Dir am Samstag zu Mama bin, hat sie mir Alvoran Tabletten gegeben und ich hab' Dir am frühen Abend eine gegeben und später eine zweite. Nachts gegen halb drei sind wir noch Mal Gassi und da liefst Du schon viel besser und ich war froh und hab' Dich gelobt und Dir gesagt, daß wir das schon wieder hinkriegen. Wir zwei beide haben doch bisher alles wieder einigermaßen in den Griff gekriegt. Morgens - na ja eher mittags weil ich bis fast elf geschlafen habe und erst ins Bad bin - sind wir Gassi gegangen und Du sahst zwar wieder sehr aufgedunsen aus und Dein Körper war vollgeschwemmt mit Wasser, aber Du bist gut gelaufen und ich hab' mich gefreut und war optimistisch.

Wir haben Bella getroffen und Du hast mit ihrem Herrchen geschmust, warst aber wie gewohnt eifersüchtig, wenn ich Bella auch nur kurz mit der Hand über's Köpfchen strich.

Wir sind nach Hause gegangen und ich habe am Computer gespielt und Harry Potter Hörbücher gehört. Du hast Dich auf den Balkon gelegt. Es war herrliches Wetter.

Dann dachte ich, ich wisch' nochmal über den Boden und hab' in der Küche den Geschirrspüler ausgeräumt und ein bißchen Wischwasser gemacht. Auf einmal sah ich Dich im Korb im Wohnzimmer liegen und es roch unangenehm. Du hast Dich im Korb heftig erbrochen und hast mich schlechten Gewissens mit großen Augen und herabhängenden Öhrchen angeschaut. Ich hab' nicht geschimpft, (hab' nie geschimpft, wenn Du Dich erbrochen hast oder Deine Blase verrückt spielte, denn dafür kann man nichts. So was passiert nun mal.) hab' nur gesagt "Aica aufstehen, das muß man waschen, da kannst Du nicht liegen bleiben, das stinkt."

Ich hab' Dich zurück auf den Balkon, auf deine Liege geschickt und die Decken in die Waschmaschine gestopft und den Korb in der Badewanne ausgespült und den Boden gewischt. Hab' nach Dir geguckt und Dir zwei Leckerlis gegeben, damit Du merkst, daß ich wegen nichts böse bin. Du wolltest sie nicht und ich hab' gedacht vielleicht später und sie neben Dich gelegt und Dich  gestreichelt.

 Ich hab' mich wieder an den PC gesetzt und gedacht, ich laß Dich lieber wieder in Ruhe. Gegen 19 Uhr hab' ich mich aufgerafft und etwas für's Essen vorbereitet. Dachte aber, bevor ich koche und Dein Futter richte, mußt Du nochmal runter. Ich bin auf den Balkon und hab' Dich gerufen und zum Aufstehen bewegt und gesagt "Komm Baby, wir gehen Gassi, du mußt Pippi machen". Du bist aufgestanden, gleich zur Tür gelaufen und hast Dich ungewöhnlich gesträubt Dir das Halsband überziehen zu lassen. Ich hab' gesagt: "Komm schon Halsband müsse ma anziehe." Warum hab' ich nicht spätestens da bemerkt wie schlecht es Dir ging???

 Die Treppen empfand ich, bist Du noch ganz normal runter. Aber draußen bist Du furchtbar schlecht gelaufen - so schwach und wir sind nur vier Häuser weiter gekommen, dann drohtest Du mir immer wieder zusammenzubrechen, so als wolltest Du in Dich hineinfallen. Ich hab' Dich noch ein oder zwei Mal versucht dazu zu bewegen weiterzugehen. "Komm Aica nur Pippi machen, wir gehen gleich wieder heim". Ich sah, daß Du wirklich nicht mehr konntest, Du warst ganz wacklig auf den Beinen und ich hab' schrecklich Angst gekriegt und gesagt: "Komm' Aica wir gehen wieder heim - komm heim' Baby".

Du hast versucht ein paar Schritte heimwärts zu laufen. Aber Du konntest einfach nicht mehr weiter. Ich hab' mich neben Dich auf den Gehsteig gehockt. Dann wieder versucht Dich ein Stück heimwärts zu treiben. Ich hab' daran gedacht Dich zu tragen, aber gewußt, ich würde es nicht schaffen. Schon gar nicht bis in den ersten Stock. Ich hatte einfach nur Angst. Wieder zwei zaghafte Schritte, auch Du wolltest nach Hause, aber Du warst so schrecklich schwach und drohtest wieder zusammenzubrechen. Dann hab' ich Dich hochgenommen und bis fast zu unserer Tür geschleppt. Dann mußte ich Dich runterlassen und hockte wieder neben Dir und ein junger Mann der gegenüber geparkt hatte, hat gefragt ob was passiert sei und ob er helfen könne. Ich hab' gesagt: "Sie kann nicht mehr!" "Das Alter?" hat er gefragt und nochmal seine Hilfe angeboten und im gleichen Moment kam Tom und ich hab' mich bedankt und gesagt das mein Nachbar gerade komme und er mir helfen würde.

 Tom hat gleich gefragt, was los sei und ich hab ihn gebeten Dich nach oben zu tragen. Ich hab' gesagt er soll Dich auf mein Bett legen und sie standen noch da und haben gesagt, falls ich zum Tierarzt will und sie helfen können, soll ich's sagen. Und ich hab' nur gesagt: "Ich glaub' nicht das der ihr noch helfen kann, ich danke euch, aber ich will jetzt allein sein mit ihr.".

 Ich hab' sie weggeschickt und Dir das Halsband mit der Leine über den Kopf gezogen. Du warst so schwach, hast aber mäßig gehechelt, wohl weil Du selbst dafür zu schwach warst. Schienst orientierungslos zu sein, obwohl's mir fast vorkam, als hättest Du ein schlechtes Gewissen, weil Du auf dem Bett lagst. Ich hab' Dich gestreichelt und angefangen zu weinen und Dich gehalten und gesagt ich hol' Tanja (meine Schwester). Ich hab' nochmal Cralonin-Tropfen aufgezogen und versucht sie Dir einzuflösen, aber Du hast nicht mehr geschluckt. Ich hab' den Wassernapf geholt, aber Du wolltest kein Wasser mehr.

Ich holte das Telefon und wählte abwechselnd Tanja's und Mama's Nummer, aber immer war besetzt, weil die beiden miteinander telefoniert haben.

 Ich saß bei Dir mein Herz und hab' Dich gehalten -  in einer Hand das Telefon, immer wieder versuchend eine von beiden an die Strippe zu kriegen. Dann hast Du angefangen zu zucken - immer wieder, wie unter Strom. Meine Angst wurde immer größer, was sollte ich denn tun! Ich wollte Dir helfen, es Dir wenigstens leichter machen. Dann bin ich rausgerannt und hab' gesagt: "bleib liegen" und hab das Handy geholt und Mamas Handynummer gewählt und nur gesagt: "die Aica stirbt!" "was ........." - "die Aica stirbt Mama" "Ich komme sofort" sagt sie - "ruf'  Tanja an"  bat ich - "ja". Das Zucken wurde immer heftiger und Dein Gesicht wurde immer verzerrter und Du hast den Kamm so hoch gestellt, wie ich's nie zuvor bei Dir gesehen habe und ich wußte, das wird nicht mehr gut.  Es würde nichts mehr bringen, sich selbst zu belügen. Ich hab' versucht nicht zu weinen. Du hast es nie gemocht, wenn ich traurig war. Aber das gelang mir nicht! Ich hab' Dich immer fester gedrückt, irgendwie in der Hoffnung, ich könnte Dir ein bißchen von Deinen Schmerzen nehmen. Hab' immer wieder gesagt: "Du bist ein gutes Mädchen - Du bist ein großes Mädchen - ich bin bei Dir - Mama ist bei Dir." Ich hab' gefühlt, daß Du immer schwächer wurdest, Deine Zunge und das Innere Deines Mundes waren fast weiß und immer heftiger waren dieses Schübe, die Dich schüttelten. Und ich hab' Dich gedrückt und weiter auf's Bett gezogen und dann hab' ich's gewußt, als der letzte Schub kam. Deine Augen waren ganz weit aufgerissen und es hat Dich ganz heftig geschüttelt - noch schlimmer als vorher. Ich weiß nicht wie oft insgesamt. 10mal 20mal. Und dann hast Du nur noch einmal aus- und nicht wieder eingeatmet. Wie ein tiefer Seufzer. Ich werde nie vergessen, wie es sich anhörte. Ich hab' Dich im Arm gehalten bis ein paar Minuten später, die Familie ankam.

Erst Tanja, dann Ariel und Mama. Schließlich Erich, obwohl er, wie ich später erfuhr, nicht wollte. Selbst er, der immer so hart tut und jetzt auch sagt, er würde mir keinen weiteren Hund versorgen, während ich arbeite und es käme ihm kein Tier mehr ins Haus, hatte nur Angst Dich sterben sehen zu müßen.

 Aber es war vorbei. Tanja hat Dich gestreichelt und dann irgendwann hat sie gesagt, ich müße Dich jetzt loslassen. Sie haben Dich in ihr Auto geladen und ich war wie gelähmt. Bei Mama haben Tanja und Ariel ein tiefes Loch hinterm Haus gegraben. Irgendwann konnte ich nicht mehr nur zusehen. Und ich habe gegraben wie eine Verrückte, obwohl ich gar keine Kraft mehr hatte. Ich weiß nicht, ich hoffte wohl damit könnnte ich diesen Schmerz, der wie Feuer brannte, mit begraben. Sie haben Dich aus dem Auto geholt und ich hab' Dich nochmal gestreichelt. Dein Fell war so schön weich wie immer und ich wollte Dich nicht loslassen. Tanja hat Dich in das Grab gelegt. So, daß Du ausgesehen hast, als würdest Du nur schlafen.

 

Später hat sie mich heimgefahren und ich hab' die Waschmaschine gestopft und all Deine Sachen zusammen- aber nicht weggeräumt. Jetzt liegt alles neben meinem Bett in Deinem Schlafkörbchen. Deine Decken, all Deine Spielsachen, Deine Näpfe, Dein großer Fußball.

Nur das Handtuch, das auf Deiner Liege auf dem Balkon lag, die blaue Decke aus Deinem Schlafzimmerkörbchen, Dein Halsband, Deine Leine und Dein Gummistöckchen liegen jetzt auf meinem Schoß und ich drück' es immer wieder an mich und rieche daran und ich werde nicht ohne all diese Dinge in mein Bett gehen in dem Du, mein Liebstes heute in meinem Arm gestorben bist.

 

Du warst der größte Schatz in meinem Leben - nein Du bist es - und da ist jetzt ein einziges riesiges Loch und das kann nichts und niemand füllen. Und ich wünschte ich könnte wissen, daß es Deinem Seelchen gut geht, das ich alles für Dich getan habe und das Du mir all das verzeihst, was ich falsch gemacht habe. Verzeih' mir, denn ich liebe Dich und wollte immer nur Dein Bestes.

Eigentlich will ich mit dem, was ich hier schreibe nur diese Erinnerung aufrecht erhalten. So mancher wird es lesen und denken, ich sei eine Verrückte. Aber neun Jahre bist Du mit mir durch Dick und Dünn und meist gab's mehr Dünn, als Dick! Du hast meine Launen und meine Putzfimmel und all meine Spinnereien ertragen wie niemand sonst. Wenn niemand da war, selbst wenn sich die ganze Welt gegen mich zu verschwören schien - Du mein Herz warst immer bei mir.

 

Warum stirbt ein so treues Tier, wie Du so früh und warum werden so viele schlechte Menschen so alt? Für mich ist es ein ebenso großer Verlust, wie für andere, wenn sie einen geliebten Menschen verlieren.

 

Ich weiß, daß das jeder über sein geliebtes Tier sagt. Aber Du warst wirklich: die Schönste, die Beste, so wie ich es immer zu Dir sagte: die Boxer-Königin.

 

So viele, die diese Liebe zwischen Mensch und Tier belächeln!
Doch in Wahrheit ist sie so unendlicher und reiner in Ihrer Treue und Aufrichtigkeit, so viel selbstloser,
als die Scheingefühle, die die meisten Menschen fälschlicherweise für Liebe halten!
 
Vielleicht, ich hoffe es, wird es ein neues Boxerkind für mich geben. Aber es soll, kann und wird nie ein Ersatz für Dich sein!
 
S. Mayer im Juli 2002

 

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